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100 Jahre ASB Mainz

Offizieller Festakt am 5. April 2024

Der ASB-Kreisverband Mainz-Bingen sei ein Vorzeigeverband, so lobte beim offiziellen Festakt zum 100. Geburtstag die stellvertretende Bundesvorsitzende des Arbeiter-Samariter-Bundes Deutschland, Dr. Christine Theiss, das Geburtstagskind.

Zum Festakt am 5. April in der Alten Lokhalle waren zahlreiche Gratulantinnen und Gratulanten aus dem ASB-Bundesverband, aus der Politik und von befreundeten Organisationen gekommen, die nicht mit Lob und Dank geizten. Auch die Präsidentin des ASB Deutschland, Dr. Katarina Barley, MdE, dankte für Solidarität und Mitgefühl, die in der Arbeit des Kreisverbandes täglich gelebt würden. Große Bedeutung habe das Ehrenamt, das im europäischen Vergleich in Deutschland einzigartig und bei den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen wichtiger denn je sei.

Für das Land Rheinland-Pfalz dankten Innenminister Michael Ebling per Videobotschaft und Ministerin der Finanzen Doris Ahnen. Ebling erinnerte sich besonders an die ASB-Bundesübung, die der Kreisverband Mainz-Bingen vor zwei Jahren im Mainzer Station ausrichtete, und lobte den ASB als Eckpfeiler der Förderung gesellschaftlicher Teilhabe. Ministerin Ahnen überbrachte auch den Dank von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und dankte nicht nur für den Einsatz des Kreisverbandes in seinen verschiedenen Aufgabenbereichen, sondern auch für seine klare Haltung gegen Rechts, die er in seinem Leitbild verankert habe.

Oberbürgermeister Nino Haase überbrachte den Dank der Stadt Mainz. Hier gehöre der Kreisverband Mainz-Bingen schon lange bei allen Mainzer Festen und auch bei den Spielen des 1. FSV Mainz 05 dazu. Mit der Gründung seiner Sozialstation habe der Mainzer ASB bereits früher als andere den Bedarf erkannt und gehandelt. Neben dem Blick zurück, den der ASB mit einer kleinen Ausstellung in der Alten Lokhalle sehr anschaulich ermöglicht habe, legte Haase auch Wert auf einen Blick in die Zukunft: Hier sei es im Moment besonders wichtig, die Zusammenarbeit im Bereich des Katastrophenschutzes zu regeln und zu stärken.

Die stellvertretende Bundesvorsitzende des ASB, Dr. Christine Theiss, geizte in ihrem Grußwort nicht mit lobenden Adjektiven: Der Kreisverband Mainz sei agil, innovativ und gut aufgestellt. Das Aus- und Weiterbildungszentrum sei ein Leuchtturm unter den ASB-Schulen und bei der Umstrukturierung der Katastrophenschutz-Ausbildung sei wertvoller Input aus Mainz gekommen. Sie erwähnte auch die interaktive Bundesübung im Jahr 2021, die mit technischem Knowhow den Weg für viele Online-Formate im ASB geebnet habe.

Für den ASB Mainz-Bingen dankte ihr Vorsitzender Roland Trocha für die Glückwünsche. Sein Dank richtete sich insbesondere an die Menschen, die so zahlreich an dieser Erfolgsgeschichte mitgearbeitet hätten. Viele davon seien in der Chronik genannt, die der ASB Mainz zum 100. herausgebracht habe, viele arbeiteten heute in Haupt- und Ehrenamt für den ASB. Wichtig sei auch immer die Unterstützung von anderen gewesen, da habe man es in der Gegenwart leichter als die ersten Samariterinnen und Samariter, die wesentlich schlechtere Rahmenbedingungen für ihre Arbeit hatten. Aufgefallen sei ihm beim Blick in die Chronik auch, dass nach einer sehr männlich dominierten Zeit um die 1980er-Jahre inzwischen wieder – wie bereits zu Anfang 1924 – Frauen und Männer gleichberechtigt Arbeit und Sorge für ihre Mitmenschen tragen.

Mit dem Engagement der Menschen im ASB und der Unterstützung von außen könne der ASB Mainz jetzt gut in die nächsten 100 Jahre starten.

Im Anschluss an den offiziellen Festakt fand sich Zeit für informelle Gespräche bei Sekt und Häppchen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Geburtstagskindes trafen sich am Grill vor der Lokhalle.

100 Jahre ASB Mainz – von der Selbsthilfe zum modernen Dienstleister

In diesem Jahr hat der Arbeiter-Samariter-Bund Kreisverband Mainz-Bingen Grund zu feiern: Vor genau 100 Jahren legte die Suche nach einer Sanitätswache für ein Arbeiter-Sportfest den Grundstein für die ASB-Kolonne Mainz. Am Freitag, 5. April 2024, lud der ASB deshalb zu einer offiziellen Feierstunde ein.

Zwar gab es 1924 bereits Sanitäter, aber in der noch ständisch geprägten Gesellschaft konnten, wollten oder durften diese häufig Arbeiterinnen und Arbeitern nicht helfen. Das hatte bereits 1888 in Berlin zur Gründung des Arbeiter-Samariter-Bundes geführt, was sich die Mainzer zum Vorbild nahmen und 1924 die ASB-Kolonne Mainz ins Leben riefen. Bereits der erste Erste-Hilfe-Kurs für Arbeiter:innen war gut besucht, viele der Absolvent:innen engagierten sich danach im Verein. Erste-Hilfe-Kurse und Sanitätswachen bei Arbeiterveranstaltungen gehörten zu den ersten Aufgaben der Mitglieder. Bereits in den 1920er-Jahren kamen auch verschiedene Hilfen für alte und kranke Menschen hinzu.

Verbot und Neugründung

Die Zeit des Nationalsozialismus brachte für den ASB Mainz eine Zwangspause, schon 1933 wurde er verboten und Besitz und Vermögen enteignet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Neugründung in Mainz im Jahr 1955 mit ehemaligen und neuen Mitgliedern. Erste-Hilfe-Kurse und Sanitätsdienste standen wieder als Erstes auf der Agenda. Vor allem die Samariterinnen engagierten sich aber auch in der ambulanten Krankenpflege und bei Hilfen im Haushalt, alles rein ehrenamtlich. 1959 fand der ASB Mainz Unterkunft in der Strickergasse (heute Hopfengarten), wo er eine „Wärmehalle“ und eine „Unfallhilfsstelle“ betrieb. Mit den ersten Fahrzeugen 1960 kamen auch Rettungsdienst und Krankentransport zu den Aufgaben hinzu. Die Grundlagen für die weitere Entwicklung waren gelegt.

Moderner sozialer Dienstleister heute

Heute hat sich der ASB-Kreisverband Mainz längst als moderner sozialer Dienstleister in Mainz positioniert: Rettungsdienst, Krankentransport und Katastrophenschutz werden von der Wache in der Hattenbergstraße betrieben. Die Sozialstation in Bretzenheim koordiniert ambulante Pfle-geleistungen und hauswirtschaftliche Hilfen, sie bietet Pflegeberatungen genauso an wie Menü-service und Hausnotruf. In zwei Tagespflegen werden vor allem an Demenz erkrankte Menschen tagsüber betreut und versorgt, ein ehrenamtlicher Besuchsdienst kämpft gegen die Einsamkeit und Isolation von älteren oder kranken Mainzer:innen. Das Aus- und Weiterbildungszentrum (AWZ) bietet längst viel mehr an als Erste-Hilfe-Kurse: so die komplette Ausbildung von Notfallsanitäter:innen für den ASB in Rheinland-Pfalz, die Ausbildung von Rettungssanitäter:in-nen und Praxisanleiter:innen, unterschiedliche Seminare für den Bereich Bevölkerungsschutz und auch die Ausbildung von Lehrkräften für diese Bereiche erfolgt am AWZ.

Bei allen Aufgaben des ASB gilt immer, dass er den Menschen in den Mittelpunkt stellt, unabhängig von seiner politischen, ethnischen, nationalen oder religiösen Zugehörigkeit. „Wir helfen hier und jetzt!“, dieser Slogan galt vor 100 Jahren genauso wie heute.